Papierlos Guide (3) – Literaturverwaltung

Im dritten Teil dieser Starter-Serie soll es um Literaturverwaltung gehen. Wieso ist sie notwendig und welche Apps kann ich empfehlen?

Es gibt Dinge in einem Studium, die machen Spaß und sind nützlich. Für mich war das z.B. das Lesen von spannenden Seminartexten und diese anschließend im Seminar zu diskutieren. Dummerweise gibt es auch noch Teile eines Studiums bzw. eher des wissenschaftlichen Arbeitens, die zwar notwendig sind, aber leider relativ wenig Spaß machen – weil sie kleinteilig sind und keinen unmittelbaren Nutzen bringen.

Literaturverwaltung würde ich in diese zweite Kategorie einordnen. Es kann ziemlich nervig sein, sämtliche Bücher, Aufsätze und Artikel in eine Datenbank einzutragen, damit man damit dann in ferner Zukunft ein Literaturverzeichnis erstellen kann. Und dennoch: Es muss sein.

Wieso Literaturverwaltung nötig ist

Eine der Säulen wissenschaftlichen Arbeitens ist das korrekte Zitieren genutzter Literatur. Das alte Gleichnis von den Zwergen auf den Schultern von Riesen verdeutlicht das: Wir bauen auf Wissen auf, welches über Jahrtausende angesammelt wurde. Damit dieses System funktionieren kann, muss genutztes Wissen aber zitiert werden.

Wissenschaft funktioniert nach dem Gleichnis der Zwerge auf den Schultern von Riesen. Neue Erkenntnisse gelingen auf Grundlage einer unüberblickbaren Menge an Vorarbeiten. Quelle: Library of Congress, Rosenwald 4, Bl. 5r.jpg, Lizenz: Gemeinfrei.

Und natürlich geht es hier auch um gute wissenschaftliche Praxis. Man muss in der Lage sein, einen Gedanken zurückverfolgen und überprüfen zu können. Wer sich mal die Mühe macht, eine zitierte Quelle aufzuspüren und das Original nachzulesen, wird überrascht sein, wie häufig der:die Autor:in die Quelle nur teilweise wiedergibt oder die Aussage ein wenig anpasst, sodass sie besser zum eigenen Argument passt.

Das Problem ist nur, dass korrektes Zitieren viel Klein-Klein beinhaltet. Um sich diese Arbeit etwas zu erleichtern, lege ich jedem und jeder eine Literaturverwaltung ans Herz. Das sind Apps, mit denen man Literatur erfassen kann, um später daraus ein Literaturverzeichnis zu erstellen. Hinzu kommen verschiedene ergänzenden Funktionen wie die Möglichkeit, Literaturnotizen zu schreiben.

Welche App ist die beste?

Es gibt zum Glück einige wirklich gute Apps, die Literaturverwaltung erleichtern. Meine Favoriten sind Citavi und Zotero. Über beide Apps habe ich hier auch schon geschrieben (Web-Citavi von Citavi, Zotero für das iPad).

Citavi war bis vor Kurzem nur für Windows verfügbar, hat nun aber auch eine Web-Version, sodass es prinzipiell von jedem Betriebssystem aus genutzt werden kann. Citavi gefällt mir deshalb hervorragend, weil es einfach schon lange professionell entwickelt wird und man das auch merkt. Die Funktionalität sucht vermutlich ihresgleichen und alles ist gut aufeinander abgestimmt. Mir gefällt auch, wie leicht man in Citavi selbst nach Literatur suchen und diese dann direkt in die eigene Bibliothek hinzufügen kann.

Hinzu kommen Features, die es ermöglichen, einen Großteil des wissenschaftlichen Arbeitens direkt in Citavi zu erledigen. Dazu gehört das eigentliche Lesen, Markieren und Extrahieren von Quellen, aber auch das Schreiben von Gedanken und Notizen zu Gelesenem.

Ebenso gut finde ich Zotero, was auch meine App der Wahl ist. Da es Citavi bis vor Kurzem nur für Windows gab, wechselte ich mit meinem Umstieg auf den Mac auch die Literaturverwaltung. Zotero ist ein nicht-kommerzielles Projekt, welches eine große Community hinter sich versammelt. Es sieht nicht so hübsch aus wie Citavi, hat dafür aber eine offene Plugin-Infrastruktur, sodass es möglich ist, Zusatzfunktionen zu entwickeln, um Zotero noch nützlicher zu machen. Ein Beispiel wäre Zotfile. Zotfile ermöglicht es unter anderem, direkt in Zotero Markierungen aus PDFs in eine Notiz zu exportieren oder Dokumente mit einem iPad oder Android Tablet zu synchronisieren. So kann man die Quelle auf dem Laptop verwalten und auf dem Tablet lesen und annotieren.

Zotero oder Citavi – mehr braucht man nicht

Ich persönlich denke, dass man sich eigentlich nicht weiter umschauen muss, wenn man eine gute Literaturverwaltung möchte. Klar, es gibt auch noch viele weitere, z.B. Mendeley oder Bookends. Ich sehe aber keinen zwingenden Grund, wieso man nicht Citavi oder Zotero nutzen sollte. Beide Apps sind hervorragend geeignet, um Literatur zu erfassen und zu verwalten, sowie am Ende auch Literaturverzeichnisse zu erzeugen. Zusatzfunktionen runden das Bild ab.

Wer also eine möglichst unkomplizierte und schön anzusehende Lösung sucht, sollte am ehesten zu Citavi (Web) greifen. Wer hingegen etwas mehr Spielraum für eigene Anpassungen möchte und sich vom etwas angestaubten Interface nicht abschrecken lässt, kann ruhigen Gewissens Zotero wählen.


Artikel in dieser Reihe:

Welches Gerät?
Vorlesungsskripte sinnvoll nutzen
Wie kann ich sinnvoll Literatur erfassen und verwalten?
Wissensaneignung mit dem Zettelkasten
Kein Backup, kein Mitleid
Deadline-Panik vermeiden mit Zeitmanagement

3 Kommentare

  1. Danke für den Beitrag.
    Ich hätte mir gewünscht: > Synchronisierung von macOS und iOS?
    Zu Citavi finde ich nur:
    “Citavi läuft unter Windows. Sie können es auf dem Mac nutzen, wenn Sie eine so genannte Virtualisierungslösung einsetzen, z.B. Parallels oder VMware Fusion. Diese Schritt-für-Schritt-Anleitung hilft Ihnen, Citavi und Parallels auf Ihrem Mac einzurichten.”
    Damit kommt es für mich nicht in Frage.

    Jochen

  2. Alle angesprochenen positiven Punkte zu Citavi sind richtig, es war wirklich mal die beste Literaturverwaltung (unter Windows).
    Leider muss man aber sagen, dass die Entwicklungsgeschichte nicht besonders rühmlich ist. Es wurde etwa lange Zeit eine Mac-Version versprochen, die dann nie kam.. Die Arbeit an der Web-Version hat viele viele Jahre (ohne Übertreibung ) gedauert. Und so richtig ausgereift und nutzbar ist sie bis heute nicht. Da muss man sich einfach mal die Rückmeldungen und Beschwerden im Citavi Forum anschauen.

    Was hinzukommt, kürzlich ist Citavi übernommen worden von einem amerikanischen Konzern. Das verschärft zum einen die Datenschutzproblematik mit der Cloud und noch schwerwiegender kommt hinzu, Citavi fängt jetzt an für bestimmte Sachen extra Geld zu verlangen. Das sieht sehr nach dem Modell aus das heutzutage leider üblich ist, nach und nach werden wir essenzielle Features oder einfach Komfortfunktionen in Abomodelle versteckten Premium und plus Versionen verlagert. Aktuell ist es zum Beispiel so das die Web-Version nicht ohne weiteres benutzt werden kann, weil die Hochschulen, über die üblicherweise die Lizenzen laufen, nicht automatisch diese Cloud-Funktion freigeschaltet bekommen. Die Hochschule soll noch einmal drauflegen, und hören Lizenzgebühren zahlen. Was ziemlich frech ist, da die jahrelange Entwicklungsarbeit in der Cloud schließlich von den Hochschulen beziehungsweise Unibibliotheken, und damit letztendlich Steuergeldern bezahlt wurde.
    Ich habe lange auf Citavi gesetzt und wirklich geduldig auf die nicht Windows Version gewartet, aber diese genannten Entwicklungen zeigen für mich in eine nicht nachhaltige Richtung, und ich werde jetzt zu Zotero wechseln.
    Eine Anmerkung am Schluss noch, früher wurde Kritik oder Fragen im Forum sehr schnell sehr verbindlich beantwortet, seit der Übernahme, gibt es dazu offenbar eine neue policy, da steht Kritik jetzt (besonders zum neuen Bezahlmodell) seit Wochen und Monaten unkommentiert.
    So leid es mir tut, aber das sieht alles nach keine guten Entwicklung aus.

    1. Hallo Wolfgang,

      danke für die ausführlichen Gedanken. Da möchte ich gern kurz drauf eingehen. Allerdings eines vorweg aus Transparenzgründen: Ich arbeite mittlerweile für Citavi (nicht jedoch beim Schreiben des Artikels). Ich bin also kein Außenstehender mehr und kann auch nicht zu allen Punkten was sagen. Einiges aber schon: Das mit der Entwicklungsgeschichte ist absolut so. Wieso, kann ich nicht sagen. Das war alles vor meiner Zeit bei Citavi. Die Web App hat nach wie vor Probleme, wird aber mit der gebotenen Priorität entwickelt. Hier wird sich vieles verbessern in den kommenden Wochen und Monaten.
      Dann das Thema Cloud/Datenschutz: Hier ändert sich durch die Übernahme gar nichts, da auch die neuen Besitzer natürlich an die DSGVO gebunden sind und Citavi die Cloud-Daten entsprechend innerhalb der EU speichert.
      Die Argumentation in Sachen Citavi Web/Abomodell macht in meinen Augen gar keinen Sinn, sorry. Die Hochschulen haben natürlich nicht für die Entwicklung von Citavi Web gezahlt, sondern dafür dass sie Citavi nutzen können. Citavi Web ist jetzt ein neues Produkt, welches selbstverständlich auch extra bezahlt werden muss. Ansonsten könnte ich ja auch zu Apple gehen und sagen, dass ich gern das neue MacBook hätte, da ich ja schließlich in den letzten Jahren die Produkte gekauft habe und so die Entwicklung finanziert hätte.
      Und zuletzt zum Forum: Ja, da gebe ich Ihnen recht. Aber ohne zu viel über interne Vorgänge zu verraten, kann ich sagen, dass es schlicht nicht einfach war in den vergangenen Monaten im Support und dass da Support-Tickets Vorrang genießen vor dem Forum. Das hat nichts damit zu tun, dass man kritische Nachfragen nicht beantworten möchte.

      So viel als kleiner Blick hinter die Kulissen.

      Frohe Weihnachten,
      Jan

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