Was ist ein Computer? iPadOS 13 vorgestellt

All die (nicht so) kleinen Dinge

Bisher habe ich die ganz großen Änderungen und Verbesserungen in iPadOS 13 vorgestellt. Neben diesen wirklich massiven Veränderungen gibt es aber noch ein paar Kleinigkeiten, die für den Einen oder die Andere von Interesse sein dürften und das Arbeiten auf dem iPad weiter erleichtern. Auf diese möchte ich hier kurz eingehen.

Die neue Reminders App

Was wäre ein Studium ohne Deadlines, die natürlich immer viel zu knapp geplant werden? Genau: Kein vollwertiges Studium. Allerdings kommt damit auch eine Menge Stress ins Unileben, sodass der Eine oder die Andere womöglich doch mal genug davon hat und sich besser organisieren möchte. Ein logischer Schritt dabei sind To-Do-Manager, also sozusagen die gute alte Aufgabenliste in digitaler Entsprechung. Wenig überraschend gibt es hierfür Angebote wie Sand am Meer. Eine Liste, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt umfasst z.B. OmniFocus, Todoist, Things, 2Do, Wunderlist usw. Ein Thema, in dem man sich verlieren kann.

Allerdings wäre Apple nicht Apple, wenn sie nicht auch eine eigene Lösung anbieten würden: die Reminders App, zu deutsch einfach nur Erinnerungen. In den letzten Jahren konnte man damit relativ wenig anfangen, da sie einfach nicht weiterentwickelt wurde und nur sehr rudimentäre Funktionen aufwies. Mit iPadOS 13 macht Erinnerungen aber einen großen Sprung und kann für viele die perfekte Lösung sein, um die anfallenden Aufgaben nicht mehr zu vergessen und Stress zu reduzieren.

Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Erinnerungen ist tief ins Betriebssystem integriert und synchronisiert automatisch via iCloud. Man muss sich also um nichts kümmern und vor allem auch nichts zahlen. Beim Interface hat sich seit der letzten Version einiges getan, sodass die App nun durchaus ansprechend und modern aussieht. Es verfügt über zwei Spalten, wobei die linke Spalte zur Übersicht dient und in der rechten die eigentlichen Aufgaben angezeigt werden.
Die linke Spalte ist wiederum dreigeteilt. Ganz oben befindet sich das Suchfenster, um nach bestimmten Projekten (in Erinnerungen heißen Projekte „Listen“) oder Aufgaben zu suchen. Dann kommen vier Shortcuts: Heute, Geplant, Alle und Markiert. Unter Heute sieht man alle Aufgaben, die heute anfallen, Geplant zeigt alle Aufgaben mit einem Datum. Alle zeigt – wenig überraschend – alle verfügbaren Aufgaben und unter Markiert sieht man die Aufgaben, die besonders wichtig sind und eine kleine orangene Markierungsflagge erhalten haben. Ganz unten befindet sich dann der Abschnitt Meine Listen in der alle Listen, oder Projekte, die man so anlegt, angezeigt werden. Jede Liste kann einen eigenen Namen und ein eigenes Symbol erhalten.

Reminders – in neuem Glanz

Interessant ist zudem, dass man Aufgaben auch Orte zuweisen kann, sodass man besipielsweise daran erinnert wird, ein bestimmtes Buch auszuleihen, wenn man in der Bibliothek ankommt. Zudem kann man Bilder oder Dokumente hinzufügen, was sehr praktisch sein kann. Auch Unteraufgaben sind möglich, werden aber in meinen Augen nicht gut umgesetzt, da sie nur umständlich wieder angezeigt werden können. Weitere Features sind die Möglichkeit, Aufgaben wiederholen zu lassen oder sie mit iMessage zu integrieren, sodass man eine Aufgabe angezeigt bekommen kann, wenn man einer bestimmten Person schreibt.

Erinnerungen deckt also die Grundbedürfnisse ab und kann durchaus als vollständiger To-Do-Manager gesehen werden. Wer bisher noch keinen nutzt, sollte unbedingt mal einen Blick riskieren und vielleicht einfach ein paar Wochen damit arbeiten. Der generelle Wert von To-Do-Managern ist riesig, gerade wenn man mehrere Projekte gleichzeitig bearbeitet. Leider ist natürlich nicht alles mit Erinnerungen möglich, was man von großen Konkurrenten wie OmniFocus kennt. So lassen sich die vier Shortcuts nicht bearbeiten. Auch eigene smarte Listen lassen sich nicht erzeugen. Wer also sehr viel von seiner To-Do-App möchte, wird hier irgendwann an Grenzen stoßen. Dennoch rate ich es jedem und jeder, es einfach mal auszuprobieren. Ich prognostiziere, dass Erinnerungen für viele völlig ausreichen wird. So lässt sich wieder Geld sparen, da Apple die App mitliefert.

Dark Mode

Dark Mode. Was lässt sich hierzu großartig sagen? Eigentlich nicht viel und er macht aus dem iPad auch kein besseres Gerät. Vielleicht aber eines, dass sich in der ein oder anderen Situation einfacher, da augenschonender, nutzen lässt?! Gerade wer sehr viel am iPad arbeitet und das vielleicht auch mal abends oder nachts tut, wird über ein dunkleres Erscheinungsbild froh sein. Auf dem Mac gab es diese Option ja schon seit einem Jahr, nun also auch für iPad und iPhone. Man kann dabei wählen, ob man den Dunkelmodus selbst ein- und ausschalten möchte oder ob das ganze automatisch funktioniert, beispielsweise bei Sonnenauf- und Untergang. Ich persönlich nutze es genau so und bin zufrieden. Noch profitieren nur Apples eigene Apps vom dunkleren Erscheinungsbild, es ist aber absehbar, dass viele App-Enwickler*innen zügig dafür sorgen werden, dass auch ihre App den Sonnenuntergang erlernt.

Mail im neuen Darkmode

Alle Schriften immer an Bord

Schriftarten bzw. Fonts auf dem iPad waren immer so eine Sache. Ohne größere Kopfstände war es bisher nämlich nicht möglich, Schriftarten auf dem iPad zu nutzen, die nicht auch schon vorher drauf waren. Das dürfte die meisten auch nicht stören, sind doch mehr als genügend Fonts vorinstalliert. Es gibt aber sehr wohl eine Reihe an Anwendungsfällen. Designerinnen, Künstlerinnen und andere Kreative können hiervon sicher ein Lied singen. Auch wer sein eigenes Buch schreibt, möchte womöglich genau diese eine Schriftart haben, die eben nicht auf dem iPad ist. Nun ist das möglich. Schriften werden im Appstore verfügbar sein und bekommen einen eigenen Punkt in der allgemeinen Abteilung der Einstellungen.

Mini-Tastatur und swipen

Wer wirklich viel auf dem iPad arbeitet wird die Bildschirmtastatur wohl eher selten sehen. Es ist einfach ergonomisch nicht sinnvoll für lange Zeitperioden auf einer Glasplatte zu tippen. Dennoch werden auch die exessivsten Vieltipper*innen ab und an ihr iPad ohne zusätzliche Tastatur benutzen und für diese Momente bringt iPadOS13 auch ein paar Neuerungen mit.
Es war bisher äußerst umständlich, einhändig zu tippen, da der Bildschirm so groß ist. Gerade auf dem großen iPad Pro mit 12,9 Zoll Bildschirmdiagonale. Für diese Fälle gibt es nun die Mini-Tastatur, die sich mit der bekannten Pinch-to-zoom-Geste aktivieren lässt. Man zieht einfach mit zwei Fingern die Tastatur kleiner, wie man es auch mit einem Bild tun würde und schon verwandelt sie sich ins Mini-Format.

Süß! Eine Minitastatur. 🤪

Ist die Tastatur erst einmal in diesem Modus, lässt sie sich frei auf dem Bildschirm platzieren und auch eine weitere Neuerung kommt hier ins Spiel. Statt zu tippen, kann man nun erstmals swipen, also über die Buchstaben wischen, um ein Wort zu schreiben. Ich mag diese Art des Schreibens und bin auf dem iPhone komplett umgestiegen. Auf dem iPad hat es für mich weniger Gewicht, da ich meist mein Tastatur-Cover am iPad habe. Dennoch ist das eine willkommene Möglichkeit. Swipen klappt aber wirklich nur mit der kleinen Mini-Tastatur, die große unterstützt nur normales Tippen.

Leider gibt es immer noch keine Emoji-Suche. Ab und an werden zwar Emojis vorgeschlagen, wenn man ein bestimmtes Wort schreibt, ein kleines Suchfenster wäre aber sehr viel sinnvoller und ich verstehe nicht, wieso Apple das nicht endlich einfach einbaut. Konkurrenten wie Google bieten diese kleine nützliche Möglichkeit schon lange und da Emojis in unserer Kommunikation immer wichtiger werden, macht das auch jeden Sinn der Welt. Aber gut – man kann wohl nicht alles haben und vielleicht bekommen wir ja eines Tages noch eine integrierte Emoji-Suche.
Oh, neue Gesten für Textauswahl, kopieren und einsetzen gibt es übrigens auch. Hier ist ein super Artikel zum Thema.

Sign in with Apple

Wir alle haben immer mehr Online-Accounts. Diesem Schicksal entkommt niemand. Kaum eine neue App oder ein Service, bei dem man nicht zunächst einen Account einrichten muss. Das ist extrem nervig. Google und Facebook haben das erkannt. Vielerorts ist es daher möglich, sich mit seinem Google- oder Facebook-Account einzuloggen. Auf den ersten Blick ist das natürlich super, weil man sich keine zusätzlichen Passwörter merken muss. Auf den zweiten Blick kann man sich aber leicht denken, wieso Facebook und Google diesen Service anbieten: Sie wollen noch mehr über das Verhalten ihrer Nutzer*innen lernen, um nicht zu sagen: Sie wollen euch noch weiter ausspionieren.

Apple hat nun angekündigt, Sign in with Apple einzuführen. Das soll genauso funktionieren wie die Lösungen der Konkurrenz, dabei aber ein Hauptaugenmerk auf Privatsphäre legen. Apple positioniert sich ja schon länger als besonders am Datenschutz interessiert (ja, trotz des Siri-“Skandals”) und will diese Geschichte nun fortschreiben.

Der große Unterschied zu anderen Lösungen ist nämlich, dass die Menge der übertragenen Daten deutlich reduziert wird. Lediglich der Name der mit der verwendeten iCloud-Adresse verbunden ist, die Mailadresse und ein stabiler Identifier werden genutzt. Und selbst die Mailadresse kann noch verborgen werden. In diesem Fall ersetzt Sign in with Apple die eigene Mailadresse mit einer zufälligen, aber verifizierten Mailadresse. So ist sichergestellt, dass ein echtes Konto dahintersteht, der Drittservice aber nicht eure echte Mailadresse bekommt. Und da jeder Login seine eigene Zufallsmailadresse bekommt, kann man diese auch einfach abschalten, wenn man den Service oder die App nicht mehr nutzen möchte. Ich freue mich schon sehr auf diese Funktion, da Facebook beispielsweise Tonnen an Daten über diesen Weg abgreift und ich gern eine datenschutzfreundlichere Variante nutzen möchte. Wer noch mehr Informationen haben möchte, kann hier nachlesen.

Siri Shortcuts kann Automation

Mit Siri Shortcuts kam zum ersten Mal die Möglichkeit, kleine Miniprogramme zu bauen nativ aufs iPad und iPhone. Um Shortcuts wirklich gerecht zu werden, müsste ich den Rahmen dieses eh schon großen Artikels deutlich sprengen, weswegen ich einfach mal auf das Archiv von Macstories verweisen möchte, das 150 nach Themen geordnete Shortcuts zum Gratisdownload bereithält.
An dieser Stelle reicht zu sagen, dass Shortcuts nun endlich auch automatisch ausgelöst werden können. Vorher musste man einen Shortcut antippen, damit er ausgeführt wurde. Nun sind Trigger wie Zeit, Ort, WLAN-Netzwerk oder sogar NFC-Tags an Bord, um Shortcuts auszulösen. Allerdings wird diese Funktionalität frühestens mit iPadOS 13.1 kommen, da sie im Laufe des Sommers aus der Beta herausgenommen wurde. Da scheint wohl noch ein bisschen was zu tun zu sein.

Ein neues Share Sheet

Auch das Sharesheet soll noch eine kurze Erwähnung bekommen. Es hat ein neues Layout bekommen und ist nun in fünf Abschnitte aufgeteilt. Ganz oben werden AirDrop-Ziele und häufig genutzte Kontakte angezeigt, dann kommen Apps, an die man die jeweilige Datei weiterleiten kann. Als nächstes finden sich favorisierte Aktionen und dann die App-spezifischen Aktionen. Bei einer Website in Safari also z.B. Hinzufügen zur Leseliste und zu den Favortien, Suchen auf der Seite und Hinzufügen zum Homescreen. Als letztes kommen dann die anderen Aktionen, die Apps bereitstellen. Sowohl App-spezifische Aktionen, als auch andere Aktionen können über den Bearbeiten-Button ganz unten zu den Favoriten hinzugefügt werden, sodass sie oben angezeigt werden.

Ein neues Sharesheet mit Vorschlägen und favorisierten Aktionen

6 Kommentare

  1. Hallo,

    der Artikel ist echt umfassend geworden – zeigt sich dabei aber durchgehend nachvollziehbar und gut zu lesen. Vielen Dank dafür :).

    Einen wichtigen Punkt vermisse ich jedoch – wie hat sich die Funktionalität als Präsentiergerät durch IOS 13 verändert: nutzen Sie das Ipad für Präsentationen von wissenschaftlichen Arbeiten, wie ist die Kompabilität mit Beamern und zum Beispiel dem Logitech Magicpresenter? Oder fallen diese Funktionen eher in den Bereich der letzten fehlenden 5% als Computerersatz?

    Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen

    1. Hallo Kadric, vielen Dank für den netten Kommentar und die Nachfrage. Das ist in der Tat ein guter Punkt, den ich aber schlicht ausgelassen habe, weil ich das iPad (noch) nicht dafür nutze. Ich habe noch ein 2017er iPad Pro mit Lightning-Anschluss und wollte bisher ungern das Geld für einen entsprechenden Adapter ausgeben, wenn er bald wieder obsolet ist. Sobald ich aber ein iPad mit USB-C Anschluss habe, werde ich das garantiert tun und dann auch zu diesem Thema schreiben. An sich sollte das iPad sehr gut geeignet sein, GoodNotes hat z.B. kürzlich einen Presenter Mode eingebaut mit dem sich Dinge auf Slides zeigen lassen, ähnlich wie mit einem Laserpointer. Von daher – ja, noch fällt es unter die 5%, aber nicht weil es nicht geht, sondern einfach weil es bei mir noch nicht geht. Ich bleibe aber dran und schreibe zu gegebener Zeit darüber.

  2. Hallo,
    mit großem Interesse habe ich den Artikel gelesen.
    Ich bin nur endlich auch Besitzer eines iPad (Pro) und kann die tollen neuen Funktionen wie Slide View nutzen.
    Ich habe folgendes Szenario. Man hat zb Safari und Notizen im Dock. Ich öffne Safari, ziehe das Dock hoch, halte kurz das Notiz Symbol fest und schiebe es in die Slide View. So weit so gut und das klappt auch perfekt..
    Was mache ich aber, wenn das App welches ich in Slide View nutzen möchte NICHT im Dock ist? Nehmen wir an ich möchte nun die Dateien App als Slide View nutzen mit Safari. Dateien befindet sich aber auf dem Home Screen. Also hilft mir hier das Dock nicht weiter. Und wenn ich Safari mit einem Wisch nach oben „schließ“ kann ich die App Dateien vom Home Screen ja nicht in die Slide View ziehen. Ich behelfe mir im Moment damit, dass ich ich erst das App welches nicht im Dock ist öffne, dann Safari in den Split View Modus mit Dateien bringe und dann wieder die Dateien App „anpacke“ und in die Slide View Ansicht schiebe. Nicht schön aber funktioniert. Jetzt könnte man sage, dann schieb dir doch Dateien auch ins Dock, aber das Dock hat ja auch eine Begrenzung und ich kann ja nicht alle Apps in das Dock ziehen.

    Gibt es hier noch eine andere Möglichkeit oder gibt es da Erfahrungswerte?
    Vielen Dank

    1. Hallo, vielen Dank für die Frage, die beschäftigt tatsächlich viele. Ich finde auch, dass Apple das nicht gut gelöst hat, zumindest wenn man das iPad ohne Tastatur nutzt. Zum Glück gibt es trotzdem ein paar Lösungen und ich hoffe eine davon passt für Sie. 1) Am einfachsten ist es, wenn man eine Tastatur nutzt. Ein Klick auf cmd+Leertaste öffnet Spotlight und man kann die entsprechende App suchen und dann in Splitview ziehen. 2) Die von Ihnen genannte Lösung. Nicht schön, funktioniert aber. 3) Sie können auch ganze Ordner im Dock ablegen und dort dann so viele Apps reinpacken wie sie möchten. Ich habe z.B. einen Ordner im Dock mit all den Apps, die ich ziemlich häufig nutze. Die ständig genutzten sind normal im Dock, die „2. Reihe“ in diesem Ordner. So blockiere ich nur einen Slot im Dock, habe aber dennoch Zugriff. Und nur Apps, die ich für gewöhnlich eh nicht in Splitview oder Slideover nutze (z.B. Medien-Apps) oder selten genutzte Apps sind auf dem Homescreen. Die Mischung aus 1 und 3 funktioniert ziemlich gut für mich, wobei ich auch sagen muss, dass ich fast immer eine Tastatur nutze. Es wäre wirklich hilfreich, wenn man Spotlight auch ohne Tastatur einfacher nutzen könnte. Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig helfen!

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